Die Strompreisentwicklung

Durch | 18. Oktober 2008

In den letzten Jahren ist der Strompreis ständig gestiegen. Woran liegt es? Zum einen an den Steuererhöhungen, desweiteren steigen die Rohstoffpreise immer weiter und nicht zuletzt an den Stromversorgern, die ihre Preise frei wählen können und regen Gebrauch davon machen.

Normalerweise sollte auch der Wegfall der staatlichen Regulierungsbehörde seit letzten Sommer zu einer Liberalisierung des Strommarktes führen, um einen Vorteil für den Endverbraucher zu schaffen. Immerhin hat jetzt jeder Kunde die freie Wahl des Anbieters auf dem Strommarkt. Um dem ganzen Einhalt zu gebieten, wurde das Sonderkündigungsrecht eingeführt, welches dem Kunden ermöglicht, unabhängig von der Restlaufzeit den Anbieter zu wechseln, wenn dieser den Strompreis erhöht. Da der Mensch seine Gewohnheiten schwer ändert, haben auch nur sehr wenige Stromkunden nach der Liberalisierung den Anbieter gewechselt. Auffällig ist hier in den letzten Jahren ein unterschiedliches Preisniveau der Stromversorger in den verschiedenen Bundesländern. Hier sind Preisunterschiede von 25% für den sogenannten Billigstrom keine Seltenheit.

Um diesen Machenschaften Herr zu werden, richtete im letzten Jahr die Kartellbehörde eine Abteilung zur Überprüfung der Strompreise ein. Da die Bundesnetzagentur bislang nur für eine Prüfung der Netzentgelte zuständig war, kann jetzt die Abteilung der Kartellbehörde Bußgelder gegen Stromversorger verhängen, welche sich jenseits von Gut und Böse im Preissegment der Stromversorgung bewegen.
In den letzten acht Jahren erhöhten einige Anbieter ihre Strompreise um bis zu 55%, während andere Anbieter die Strompreise nur um 16% erhöhten. In der Zeit von 2006 bis 2007 erhöhten sich die Preise zwischen 2,58% und 24%. Interessant ist die Tatsache, dass die großen Stromkonzerne bei der Gier einer Erhöhung wesentlich weniger Skrupel hatten als die kleinen Stromversorger, die ihre Preise weit weniger erhöhten. Allerdings scheint sich auch allgemein bei den Stromanbietern ein Herdentiereffekt bemerkbar zu machen, nach dem Motto:“ Einer fängt mit der Erhöhung an, die anderen folgen“. Alleine im Juli und Oktober letzten Jahres erhöhten nicht weniger als 200 Stromanbieter um durchschnittlich 7-8% ihre Preise.
Begründet wird die Erhöhung natürlich mit gestiegenen Rohstoffpreisen und Steuern. Bis Mitte 2007 wechselten 47% aller Haushalte den Anbieter oder vereinbarten Sonderverträge, die billiger sind als der Grundtarif. Rund 1200 Stromanbieter locken derzeit die Verbraucher mit blumiger Werbung.

Die Stromkosten betragen ca.zwei Drittel der gesamten Energiekosten der Industrie, wobei es wichtig ist, hier akzeptable Strompreise zu erreichen, da sonst die Industrie in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig im Exportgeschäft konkurieren kann. Im europäischen Vergleich lag Deutschland im industriellen Strompreis auf Platz zwei. Bei einer Abnahme von 1,25 Mio kWh/a lag der Preis in Italien bei 14,16 Cent Kilowattstunde, in Deutschland bei 11,99 Cent und in Polen bei 7,37 Cent die Kilowattstunde, das erklärt schon die Wettbewerbsfähigkeit allgemein. Vergleicht man nun die Preise der letzten zehn Jahre mit den heutigen Strompreisen kann hier von einer Verdoppelung des Strompreises ausgegangen werden.

Ein durchschnittlicher Haushaltsverbrauch von 4000 kWh im Jahre 2008 ergibt eine Mehrbelastung von rund 370 Euro im Vergleich zu 1998, was eine prozentuale Preissteigerung von 72% ergibt. An dieser Entwicklung ist deutlich zu sehen, dass Deutschland derzeit mit den höchsten Strompreisen der EU leben muss.
Ein Wechsel des Stromanbieters kann sich in jedem Fall rechnen. Der Wechsel findet ganz unbürokratisch statt und niemand hat einen eventuellen Stromausfall durch den Wechsel zu fürchten, da die Grundversorgung gesetzlich geregelt ist.